Der Fotograf Heinz Teufel hat den Begriff der "Gestischen Fotografie" geprägt. Neudeutsch wird auch oft von „Intentional Camera Movements“ (kurz: ICM) gesprochen. Weit bekannter ist aber der einfache Begriff "Kameraschwenks".
Durch Schwenken der Kamera lösen sich Konturen der Motive in Bewegung auf. Die Bildelemente verwischen zu Formen und Farben. Das grundlegende Motiv kann noch erkennbar sein oder nicht. Im letzteren Fall entsteht ein abstraktes Bild.
"Ich dokumentiere nie, ich interpretiere immer mit meinen Bildern.
Ich interpretiere, was ich in einem bestimmten Augenblick empfinde,
nicht was ich sehe, sondern was ich empfinde."
André-Kertész (1894-1985)
Die Gestische Fotografie
Bei der gestischen Fotografie bewegen wir die Kamera. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Du zoomst beim Fotografieren,
- du schwenkst die Kamera ,
- du ziehst die Kamera mit.
Das Zoomen beim Auslösen gehört streng genommen nicht zur gestischen Fotografie, denn hier wird die Kamera nicht bewegt. Dennoch zählt man diese Technik üblicherweise dazu. Alternativ zum Verdrehen des Objektivs beim Auslösen kannst du auch das Objektiv festhalten und die Kamera drehen. Das ist allerdings nicht so einfach. Probiere es aus und vergleiche den Effekt.
Gestische Fotografie: Ziel
Das Ziel gestischer Fotografie sind malerische Fotos. Durch ein wenig Schwenken der Kamera oder Zoomen beim Auslösen ist dieses Ziel schnell erreicht. Daher wird auch lustig Herumgeschwenkt und Herangezoomt. Das Internet ist voll von solchen Fotos, die zwar schön anzusehen sind, aber dennoch oft keinerlei Aussage haben. Keine Frage, dass die kreative Fotografie ein anderes Vorgehen verlang.
Wir stellen uns bei jedem Foto die Frage: Passt diese malerische Herangehensweise zum Motiv und zur Bildaussage?
Mit Hilfe dieser Techniken kannst du starre und bewegte Motive fotografieren:
Starren Motiven hauchst du durch das Zoomen oder Schwenken Bewegung ein. Ziel könnte hier beispielsweise sein, die Farben des Motivs hervorzuheben. Oder Lichtspuren abzubilden. Oder eine bestimmte Bildaussage darzustellen.
- Bewegte Motive, deren Bewegung durch die gestische Fotografie verstärkt wird. Besonders gut gelingen diese Bilder, wenn die Kamerabewegung der Bewegung des Motivs folgt.
Frage dich beim Zoomen oder Schwenken immer, was du damit ausdrücken willst. Denke dich in das Motiv hinein. Lege zunächst die Bildaussage fest und entscheide dann, ob Zoomen, Schwenken oder Mitziehen diese Aussage unterstützen.
Ein Beispiel:
Du stehst am Meer und möchtest die Wellen fotografieren. Du hast verschiedene Möglichkeiten:
- Mit einer kurzen Belichtungszeit das Wasser einfrieren.
- Mit einer langen Belichtungszeit das Wasser milchig fließen lassen.
- Die Wellenbewegung durch Schwenken der Kamera verstärken.
Was ist deine Bildaussage für dieses eine Foto? Es gibt keine allgemeingültige Regel. Wichtig ist nur, was du mit deinem Bild aussagen möchtest. Was du in diesem Moment, in dem du am Wasser stehst, empfindest und im Bild festhalten möchtest.
Malen mit der Kamera
In diesem Online-Fotokurs lernst du verschiedene Möglichkeiten kennen, mit der Kamera Fotos zu malen. Klingt spannend? Ist es auch!