So fotografierst du Gebäude
Vor einigen Jahren habe ich einen Artikel mit zehn Tipps für Bilder von Gebäuden veröffentlicht. Eine Überarbeitung war längst überfällig. Nun habe ich den Artikel überarbeitet und durch weitere fünf Tipps ergänzt.
Wenn du gerne Gebäude, Fassaden oder Innenräume fotografierst, dann schau dir unbedingt meine 15 praktischen Tipps für eindrucksvolle Architekturfotos an - von Licht und Perspektive über Bildgestaltung bis zu Technik und Atmosphäre. Egal ob moderner Neubau oder verfallene Ruine: Mit diesen Hinweisen holst du mehr aus deiner Architekturfotografie heraus.
1. Achte auf das Licht
Licht ist das A und O - gerade in der Architekturfotografie. Das Spiel aus Licht und Schatten kann ein Motiv spannend oder unruhig machen. Fotografiere bei weichem Licht, wenn harte Schatten das Bild stören. Oder nutze gezielt den Kontrast - z. B. bei tief stehender Sonne. Wichtig ist: Schatten sollen Teil der Bildkomposition sein - nicht bloß ein störendes Element.
2. Hochformat oder Querformat?
Für hohe Türme eignet sich das Hochformat, für breite Fassaden das Querformat - logisch. Doch Regeln sind da, um gebrochen zu werden: Manchmal wirken ungewöhnliche Formate überraschend gut. Warum nicht ein Panorama vom Kirchturm oder ein Quadrat vom Eingangsportal?
3. Stürzende Linien - bewusst einsetzen
Stürzende Linien entstehen, wenn du die Kamera kippst. Das lässt Gebäude schräg erscheinen. Du kannst das vermeiden (z. B. mit einem Tilt-/Shift-Objektiv) - oder gezielt einsetzen, um Dynamik ins Bild zu bringen. Wichtig ist nur: Ganz oder gar nicht.




4. Spiegelungen gezielt nutzen
Spiegelungen in Glasfassaden können spannend sein - vor allem, wenn sich darin andere Architektur zeigt. Achte aber darauf, was sich wirklich spiegelt: Manchmal sind es nur parkende Autos oder grelle Lichtflecken. Ein Polfilter kann helfen, unerwünschte Reflexionen zu reduzieren.




5. Was steht vor dem Haus?
Laternen, Schilder, parkende Autos oder Bäume - oft stehen störende Elemente im Weg. Wenn du sie nicht aktiv in die Gestaltung einbeziehst, wirken sie schnell ablenkend. Manchmal hilft ein kleiner Positionswechsel - oder etwas Geduld, bis der Platz frei ist.
6. Ungewöhnliche Blickwinkel suchen
Fotografiere nicht immer auf Augenhöhe. Gehe in die Hocke, steige auf eine Bank, suche dir einen erhöhten Standpunkt. Neue Perspektiven bringen Spannung ins Bild - und machen dein Foto unverwechselbar.




7. Die richtige Brennweite wählen
Weitwinkelobjektive holen viel aufs Bild - sind aber anfällig für Verzerrungen. Achte auf stürzende Linien und achte darauf, dass Proportionen nicht unnatürlich wirken. Für Details und Strukturen ist ein Teleobjektiv die bessere Wahl.
8. Achte auf die Wolken
Ein wolkenverhangener Himmel kann eine düstere Stimmung erzeugen, Schäfchenwolken verleihen Leichtigkeit. Überlege, wie der Himmel zur Bildaussage passt. Manchmal stiehlt er dem Gebäude die Schau - manchmal unterstreicht er dessen Wirkung.




9. Menschen ins Bild holen
Gebäude wurden von Menschen gebaut und für Menschen gemacht - warum also nicht zeigen, wie sie belebt werden? Eine Person vor der Fassade, ein Passant im Durchgang, eine Szene am Fenster: Der Mensch gibt Maßstab und Leben.
10. Stativ nicht vergessen
Ein Stativ hilft, präzise zu arbeiten und lange Belichtungszeiten zu meistern. Auch bin ich davon überzeugt, dass man mit einem Stativ ein Bild viel bewusster komponiert. Für HDR-Aufnahmen oder Innenräume ist es unentbehrlich. Ja, es ist manchmal umständlich - aber unscharfe Fotos sind ärgerlicher.
11. Details erzählen Geschichten
Verzierungen, Schriftzüge, Türen oder Fenster - manchmal liegt der Reiz im Kleinen. Zeige Details, die für das Gebäude typisch sind. Solche Fotos wirken oft persönlicher als die klassische Gesamtansicht.






12. Strukturen und Muster erkennen
Architektur lebt von Wiederholungen, Rhythmen und Strukturen. Achte auf Fassadenmuster, Ziegelreihen, Fensteranordnungen oder sich wiederholende Elemente. Diese grafischen Strukturen lassen sich besonders wirkungsvoll ins Bild setzen - oft sogar fast abstrakt. Ein frontaler Standpunkt und eine präzise Ausrichtung helfen dabei, Symmetrie und Ordnung zu betonen. Manchmal lohnt es sich, ganz nah heranzugehen, um die Muster isoliert vom Gesamtkontext wirken zu lassen.
13. Zeige Architektur im Kontext
Ein Gebäude ist immer Teil einer Umgebung - sei es dicht bebaut oder einsam gelegen. Zeige das Zusammenspiel mit der Umgebung, oder betone bewusst den Kontrast. Kontext macht die Aussage klarer.
14. Warte auf den richtigen Moment
Licht, Wetter, Bewegungen - vieles braucht den richtigen Zeitpunkt. Manchmal lohnt es sich, auf eine Wolke zu warten, auf einen Menschen, der ins Bild läuft - oder darauf, dass niemand im Bild steht. Geduld zahlt sich aus.
15. Denke in Serien
Warum nur ein einzelnes Foto machen, wenn eine kleine Serie viel mehr erzählen kann? Du könntest ein einziges Gebäude in mehreren Aufnahmen dokumentieren: die Gesamtansicht, interessante Details, den Eingangsbereich oder den Innenraum.
Alternativ kannst du ein bestimmtes Detail wie Fenster, Türen oder Balkone als Thema wählen und es an verschiedenen Gebäuden fotografieren. So entsteht eine Serie, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede sichtbar macht und ein Thema auf spannende Weise vertieft.





Fazit
Architekturfotografie braucht nicht nur Technik, sondern auch Gespür für Form, Licht und Komposition. Beobachte, warte, gestalte - und finde deinen ganz eigenen Blick auf die gebaute Welt.






Liebe Helga! Vielen Dank für deine tollen Tipps immer wieder! Sie sind eine echte Inspiration für mich und die Beispielbilder gefallen mir meist sehr. Danke, dass du dir so viel Mühe machst!! Architektur finde ich auch sehr spannend und reizen mich auch immer wieder aufs Neue! Es gibt dabei so viel zu entdecken… 🤗
Vielen Dank für deinen Kommentar, liebe Christine. Ich wünsche dir viel Freude bei deinen Architektur-Spaziergängen.
Deine Architekturtipps sind super, liebe Helga. Ich tue mich da oft schwer, besondere Aufnahmen zu machen und nicht einfach abzufotografieren. Ich werde mir beim nächsten Stadtspaziergang ein paar Tipps einpacken.
Liebe Grüße
Frieda
Das ist eine gute Idee, liebe Frieda. Pick dir ein bis zwei Tipps heraus und ziehe los. Viel Freude und Erfolg wünsche ich dir.