Viele Leser meines foto.blogs kennen meine Vorliebe, ein Fotokunstbuch offen auf den Schreibtisch liegen zu haben und jeden Tag eine neue Seite aufzublättern. So können die Bilder in Ruhe auf mich wirken, ohne dass ich sie hastig konsumiere. Die meistern Bücher tausche ich nach ein oder zwei Wochen aus. Nicht so das Buch, das ich heute vorstellen möchte - es wird mich mit Sicherheit eine ganze Weile begleiten.

Albert Watson. Kaos, Taschen-Verlag, Cover und Steve Jobs Cupertino, California 2006 © Albert Watson, 2025

Albert Watson. Kaos, Taschen-Verlag, Cover und Steve Jobs Cupertino, California 2006 © Albert Watson, 2025

Albert Watson. Kaos

KAOS heißt der umfangreiche Band aus dem renommierten Taschen-Verlag, der das beeindruckende Werk des schottischen Fotografen Albert Watson zeigt. Man kennt seine Bilder - viele davon sind längst Ikonen der Fotokunst -, sein Name ist dennoch nicht allen Fotofreunden geläufig. Vielleicht liegt das daran, dass Watson die Aufmerksamkeit lieber seinen Bildern überlässt als sich selbst. Dabei hat er über 100 Cover-Fotos für das Magazin Vogue fotografiert. Ganz zu schweigen von seinen unzähligen weiteren Auftragsarbeiten und freien Projekten - etwa über die Isle of Sky oder eine eindrucksvolle Serie weniger bekannter Exponate aus dem Grab Tutanchamuns im Ägyptischen Museum Kairo. Zwei Jahre lang verhandelte Watson mit der Museumsleitung, bis er schließlich grünes Licht für die Aufnahmen erhielt.

Albert Watson wurde 1942 in Edinburgh geboren und lebt seit 1976 in den USA. Vier Jahre lang studierte er Grafikdesign - mit Fotografie als Nebenfach in Dundee, anschließend drei Jahre lang Filmwirtschaft in London. Seine Faszination für Grafikdesign ist seinen Bildern deutlich anzusehen. Im Einführungstext heißt es dazu:

"Watson begriff, wie sich intelligentes Grafikdesign als hocheffizientes Kommunikationswerkzeug nutzen ließ, um die Aufmerksamkeit des Betrachter zu fesseln und die intendierte Botschaft in dessen Kopf zu verankern."

Bekannt wurde Albert Watson vor allem durch seine Portraits. Cindy Sherman, Kate Moss, Alfred Hitchcock, Mick Jagger oder Steve Jobs - sie und viele mehr standen vor seiner Kamera.

Albert Watson. Kaos, Taschen-Verlag, Alfred Hitchcock, Los Angeles, 1973 Adriana Lima, Polaroid, New York City, 1997, © Albert Watson, 2025

Albert Watson. Kaos, Taschen-Verlag, Alfred Hitchcock, Los Angeles, 1973 Adriana Lima, Polaroid, New York City, 1997, © Albert Watson, 2025



Ein kurzer Dialog aus einem Shooting mit Steve Jobs im Jahr 2006 illustriert Watsons Haltung zur Fotografie sehr schön:

Steve Jobs: How long do you need for me?
AW: They said I could have you for an hour, but I only need half an hour.
Steve Jobs: Great!
Steve Jobs: Oh my God, your'r still shooting film? Why?
AW: I don't think digital is quite there yet.
Steve Jobs: You know, I agree with you..
BUT (pointing his finger at me) WE WILL GET THERE!
Steve Jobs
Cupertino, California 2006
© Albert Watson, 2025

Steve Jobs Cupertino, California 2006 © Albert Watson, 2025


Heute arbeitet Albert Watson auch digital. Dennoch bleibt er seiner Arbeitsweise treu, wie er selbst sagt:

"Ich habe meine Abzüge immer schon selbst gemacht. Seit der Umstellung auf digital passiert bei mir alles unter einem Dach, sodass ich in jeder Phase die Möglichkeit habe, Einfluss zu nehmen, aber ich habe auch die Infrastruktur, um weiter analog zu arbeiten."

Mehr über seine Herangehensweise erfährt man in der Einführung des Bandes:

"Wenn Watson ein Konzept in eine frappierende Fotografie oder Bildstrecke umsetzt, bewegt er sich auf seltsam ungewissen Terrain zwischen dem Dinglichem und dem Fiktiven. In gewisser Hinsicht ist er ein ausgesprochener Purist, der Photoshop-Manipulationen ablehnt, in der festen Überzeugung, dass jedes von ihm konzipierte Bild - sei es ein gefundenes oder konstruiertes - vor seinem Objektiv vorhanden sein muss."

Watson legt sich nicht auf ein Genre fest. Sein Portfolio ist außergewöhnlich abwechslungsreich: Portraits, Landschaften Stillleben - alles findet sich in diesem Buch. Seine Bildsprache ist klar und präzise, gleichzeitig bedient er sich aber auch experimenteller Techniken wie International Camera Movement (ICM) oder Doppelbelichtungen.

Tree Fairy Glen, Isle of Skye, Scotland, 2013 © Albert Watson, 2025

Tree Fairy Glen, Isle of Skye, Scotland, 2013 © Albert Watson, 2025


Der Künstler schreibt über sich selbst:

"Technische Meisterschaft ist mir nicht in den Schoß gefallen… Also lernte ich eben die Technik… Und ich lerne immer noch dazu. Aber Technik ist kein Endzweck man muss sie dazu nutzen, die Vision, die man im Kopf hat, zu verwirklichen. "

Zur Verdeutlichung zieht er einen Vergleich zum Autofahren: 

"Anfangs glaubt man, es nie zu lernen, weil es so viele Dinge gleichzeitig zu bewältigen gilt. Dann hat man es raus. Und dann lernt man, das Auto bei schlechten Wetterbedingungen, in schwierigen Gelände zu beherrschen, doch worauf es wirklich ankommt, wenn man all das erst einmal gelernt hat, ist das Ziel, dass man ansteuert. Es geht nicht um das Autofahrenkönnen, sondern darum, an ein Ort zu gelangen. Aus diesem Grund setzt man am Steuer."

"Letztlich geht es um tägliche Training", beschreibt Watson seine Art, am Ball zu bleiben. „Ich bin seit über 40 Jahren jeden Tag mit Fotografie befasst.“

Für mich ist dieser Band ein echtes Must-have in meiner Sammlung von Fotokunstbüchern. Ich kenne kaum einen Fotokünstler, der so vielseitig arbeitet und dabei dennoch eine klare, wiedererkennbare Bildsprache. Zum Abschluss soll Albert Watson selbst das Wort haben:

"I am a photographer. I'm not of portrait photographer or a landscape photographer or a fashion photographer. I am a photographer.“

Albert Watson. Kaos

Herausgeber: TASCHEN
Erscheinungstermin: ‎ November 2025
Sprache: englisch, deutsch, französisch
Hardcover im Schuber, 27.8 x 37.4 cm, 5.51 kg, 408 pages
ISBN: ISBN 978-3-7544-0154-5

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Albert Watson. Kaos | zuletzt überarbeitet am: 15.12.2025

Über mich, Helga Partikel

Ich bin Fotografin aus Leidenschaft und habe mich ganz der kreativen Fotografie und der Fotokunst verschrieben. Gerne gebe ich meine Begeisterung und mein Wissen in Fotokursen und auf Fotoreisen weiter. Lass dich von mir anstecken!

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Das sagen Teilnehmer zu meinen Kursen

Äußerst praktische und gut strukturierte Lernmethode

Äußerst praktische und gut strukturierte Lernmethode für Adobe Lightroom

Ich finde, dass diese Variante Lightroom zu erlernen, einfach und effizient ist. Da es verschiedene Suchkriterien gibt, findet man das jeweilige Video sofort. Die Videos sind kurz gehalten, aber sehr praktisch bezogen. Somit gelingt es, das Erlernte sofort in den eigenen Bildern umzusetzen. Ich empfinde, dass der Lernprozess sukzessive ohne großen Aufwand erfolgt. Der beste Service ist für mich jedoch, dass es etwa jeden Monat eine kostenlose Online-Fragerunde gibt.

Gabi

Wow! Gerade habe ich die neuesten Fotos von den Teilnehmern der Meisterklasse gesehen! Wahnsinn! Von solchen Ergebnissen bin ich noch meilenweit entfernt, aber es inspiriert mich, dass solche Bilder möglich sind!

Marianne Zimmermann ... kreative Fotografie

Es war ein toller Kurs. Ich bin begeistert!

Es war ein toller Kurs. Ich bin begeistert! Helga hat uns mit viel Leidenschaft nicht nur die Grundlagen der gestischen Fotografie nähergebracht, sondern auch unsere fotografischen Ergebnisse bewertet und mit Tipps ergänzt. Der Austausch in der Gruppe war sehr inspirierend. Und es war spannend, die Sichtweisen der anderen Kursteilnehmerinnen im Rahmen der Bildbesprechung zu betrachten. Toll! Und sehr empfehlenswert!!

Belinda
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