Das passende Format für dein Motiv
Welches Format ein Bild bekommt, ist keine Nebensache. Es beeinflusst die Bildwirkung maßgeblich - oft unterschwellig, aber wirkungsvoll. In meinen Fotokursen begegnet mir häufig eine gewisse Format-Vorliebe: "Ich mag kein Hochformat." Oder: "Querformat liegt mir nicht." Das ist, mit Verlaub, Quatsch. Das Motiv bestimmt das Format - nicht Gewohnheiten oder Vorlieben.
Auch das Ausgabemedium hat natürlich ein Wörtchen mitzureden. Wenn du ein Titelbild für eine Zeitschrift im Hochformat fotografieren willst, solltest du auch das Foto im Hochformat aufnehmen (es sei denn, du arbeitest mit mehreren Fotos oder freiem Platz für Text). Wer für Social Media produziert, wird oft im Hochformat arbeiten - weil es auf dem Smartphone einfach besser wirkt. Dennoch gilt unabhängig vom Ausgabemedium: Das Motiv hat das letzte Wort.
Es gibt Motive, die benötigen ganz einfach ein bestimmtes Format. Wenn du Schloss Nymphenburg im Hochformat fotografierst, wirst du niemals die gesamte Anlage aufs Bild bekommen. Zumindest nicht, wenn sie noch erkennbar sein soll. Für den Olympiaturm hingegen - um in München zu bleiben - wird in den meisten Fällen das Hochformat besser geeignet sein.
Die Wahl des Bildformats gehört zu den wichtigsten Mitteln der Bildkomposition. Durch die geschickte Wahl kannst du ein Motiv ganz gezielt in Szene setzen.
Stimmst du das Format auf den Inhalt des Fotos ab, steigerst du die Bildwirkung erheblich.
Es gibt natürlich auch Motive, da ist es nicht so eindeutig. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür für das richtige Bildformat. Am Anfang lohnt es sich, mehrere verschiedene Aufnahmen zu machen und/oder hinterher am PC mit den Formaten zu spielen.
Gestaltungsfrage: Hoch, Quer oder Quadrat?
Querformat
Das beliebteste Format bei Kleinbildfotografen ist das Querformat (engl. "landscape"). Es entspricht unseren Sehgewohnheiten: Wir lesen von links nach rechts, unser Blickfeld ist horizontal ausgerichtet. Querformat vermittelt Weite und Ruhe, es wirkt stabil - besonders bei Motiven mit waagerechten Linien, wie Landschaften oder Panoramen.
Tipp: Verwende Querformat, wenn dein Motiv von horizontalen Formen geprägt ist, und du Ruhe ausdrücken willst. Es ist das ideale Format für Landschaftsfotografie und Stillleben. Aber natürlich gibt es - wie immer - viele Ausnahmen.

Landschaftsfotos wirken oft am besten im Querformat

Das Querformat verstärkt die horizontale Ausrichtung des Stegs.
Hochformat
Das Hochformat (engl. "portrait") vermittelt Größe, Bewegung, Dynamik. Die vertikale Ausrichtung lenkt den Blick nach oben - ideal für Bäume, Türme, Architekturdetails, Menschen. Im Gegensatz zum stabilen Querformat wirkt es leicht instabil - und gerade dadurch spannungsvoll.
Tipp: Ideal ist das Format für alle Motive, die vertikale Linien und Flächen aufweisen und dynamisch wirken sollen. Verwende dieses Motiv für Motive, die in die Höhe streben: Bäume, Häuser, Türme, Wasserfälle, ... Für die meisten Architektur- und Portrait-Aufnahmen ist das Hochformat eine gute Wahl.


Quadrat
Das Quadrat ist ein Sonderfall: alle Seiten gleich lang, symmetrisch, ruhig, beinahe meditativ. Es wirkt statisch, spannungslos - aber ausgewogen. Für viele Motive ist es eine Herausforderung - gerade das macht dieses Format spannend. Besonders runde oder dreieckige Motive lassen sich im Quadrat harmonisch platzieren.
Tipp: Wenn du in RAW fotografierst, musst du deine Fotos am PC zuschneiden, um das Quadratformat zu erhalten. Aber schon beim Fotografieren solltest du wissen, dass du das Motiv später ins Quadrat setzen willst. Nur so kannst du dein Motiv gezielt im Bild platzieren. Fotografierst du im JPG-Format läßt sich meist schon bei der Aufnahme das Quadratformat festlegen.



Seitenverhältnisse
Das Seitenverhältnis beschreibt das Verhältnis von Breite zu Höhe eines Fotos - unabhängig von der tatsächlichen Bildgröße. Es bestimmt die Proportionen deines Bildes.
Das bekannteste Seitenverhältnis ist 3:2 stammt noch aus der analogen Fotografie. Bildgrößen wie 10x15 cm, 20x30 cm oder 4x60 cm resultieren aus diesem Seitenverhältnis. Auch heute verwenden die meisten Kameras bevorzugt dieses Format, bieten aber weitere Einstellungen an:
Beispiele:
- 3:2: Klassisches Kleinbildformat (z. B. Vollformat- oder APS-C-Kameras)
- 4:3: Micro-Four-Third und viele Kompaktkameras
- 1:1: Quadrat
- 16:9: Bildschirmformat, beliebt für Videos oder Präsentationen
- 5:4 / 7:5: Klassische Printformate, z. B. für Fine Art oder Magazine
Je breiter das Bildformat - etwa bei 16:9 oder Panoramaformaten - desto stärker entsteht ein Gefühl von Weite, Raum und Erzählung. Solche Formate laden den Blick zum Wandern ein und erzeugen eine filmische, oft dramatische Wirkung.
Kompakte Formate wie 4:3 oder das Quadrat wirken hingegen geschlossener, ruhiger und konzentrierter - der Blick bleibt eher im Zentrum des Geschehens.
Was bieten heutige Kameras?
Moderne Kameras erlauben dir oft, das Seitenverhältnis direkt in der Kamera einzustellen - auch wenn der Sensor ein festes Format hat . Typische Auswahlmöglichkeiten:
- 3:2
- 4:3
- 1:1
- 16:9
Wenn du in JPEG fotografierst, wird das Bild tatsächlich beschnitten.
Wenn du in RAW fotografierst, bleibt der gesamte Sensor erhalten - das gewählte Format ist nur eine Vorschau und lässt sich später ändern.
Welches Format eignet sich für was?
Motiv/Zweck | Empfohlenes Format | Warum? |
---|---|---|
Landschaft | Querformat | Weite, Horizontbetonung |
Porträt | Hochformat | Nähe, Mensch im Fokus |
Architektur | Hochformat | Unterstreicht die Höhe der Gebäude |
Abstrakte Motive | Quadrat | Formbetont, ruhiger Eindruck |
Social Media | Halte dich an die Vorgaben des Kanals. Facebook verwendet andere Formate wie Instagram, x oder Pinterest. | Ideale Bilddarstellung in deinem Social-Media-Kanal. |
Diese Empfehlungen gelten natürlich nicht für alle Motive. Es kommt immer darauf an, was du mit deinem Bild ausdrücken möchtest.
Beispiel: Du willst einen einzelnen Baum fotografieren:
- Möchtest du vor allem seine imposante Höhe zeigen? Dann ist das Hochformat die richtige Wahl, obwohl die Empfehlung für Landschaftsaufnehmen "Querformat" lautet.
- Möchtest du den Baum in seiner Umgebung darstellen? Dann bist du mit einem Querformat wahrscheinlich besser bedient.
Technik & Gestaltung gehören zusammen
Du kannst Bildwirkung und Komposition nicht vom Format trennen. Das Bildformat ist kein Nebenschauplatz, sondern ein zentrales Gestaltungsmittel. Dabei helfen dir Seitenverhältnisse - und Werkzeuge wie Lightroom - dein Motiv optimal in Szene zu setzen.
Mein Tipp: Fotografiere dasselbe Motiv bewusst in mehreren Formaten und vergleiche die Wirkung. Oft führt nicht nur ein Weg zum Ziel - aber ein passendes Format macht das Bild überzeugender.



Danke für den Kommentar 🙂 Er ist für mich sehr hilfreich.
Und dir Bilder sind zauberhaft.. einfach wunderschön 🙂
Herzlichen Dank, Mariyane. Es freut mich sehr, dass dir der Beitrag geholfen hat. Und natürlich freut mich dein Kompliment zu meinen Fotos. 🙂