Immer wieder stelle ich in meinen Bildbesprechungen fest, dass Fotos so zurechtgestutzt werden, dass sie bestenfalls noch als Briefmarken ausgedruckt werden können. Eine Unsitte! Schauen wir uns in diesem Zusammenhang zwei separate Themen an, die zusammengehören:
- Bildformat
- Zuschnitt
Beginnen wir mit dem Bildformat:
Welches Bildformat ist richtig?
Hoch- oder Querformat?
Spezialformate, die nur einige Kameras kennen, lasse ich hier einmal bewusst aus. Ebenso das mit der Kamera oder einer Spezialsoftware erstellte Panorama.
Immer wieder treffe ich Teilnehmer in meinen Fotokursen, die konsequent nur ein Format verwenden. „Ich mag keine Bilder im Hochformat, daher verwende ich nur das Querformat“, höre ich da zum Beispiel. Das ist Quatsch. Sorry! Natürlich ist erlaubt, was gefällt. Aber hier geht es ja um den Weg zu besseren Fotos. Und da gilt:
Das Bildformat muss zum Bildinhalt, dem dargestellten Motiv und zur Bildaussage passen.
Eigentlich trivial. Den Eiffelturm in seiner gigantischen Höhe im Querformat abzulichten, wird wohl kaum gelingen. Es sei denn, man gibt sich mit einem kleinen Türmchen auf dem Bild zufrieden. Kann natürlich auch passen, wenn es der Bildaussage dient. In der Regel wird man hohe Türme aber besser im Hochformat darstellen, alleine schon, um ihre Höhe noch zu unterstreichen.
Auch der umgekehrte Fall ist mir schon begegnet. „Ich mag keine Querformatbilder“, heißt es dann. Häufig ist die Begründung, dass man im Hochformat mehr Bilder an die Wand hängen könne. Auch das ist, mit Verlaub, einfach Käse. Fotografiere doch mal die komplette Front von Schloss Nymphenburg im Hochformat. Wird in den meisten Fällen auch nicht passen. Du siehst schon:
Das Bildformat hängt in erster Linie vom dargestellten Motiv und der Bildaussage ab.
Der Verwendungszweck eines Bildes hat oft ein Wörtchen mitzureden – sofern er bei der Aufnahme bereits bekannt ist. Wenn du gezielt Fotos für die ganzseitige Präsentation auf Titelseiten von Zeitschriften fotografierst, kommst du mit dem Querformat nicht weit. In diesem Fall muss man im Hochformat fotografieren und im Zweifelsfall auf ein anderes Motiv oder eine Teilansicht zurück greifen. Bilder von Schloss Nymphenburg darf man sowieso nicht ohne Genehmigung veröffentlichen. Aber das ist ein anderes Thema.
Die meisten (Hobby)Fotografen wählen das Bildformat aber ganz instinktiv richtig. Zum Glück.
Das Quadrat

Manchmal ist ein Bildformat von Vorteil, das die Kamera einfach nicht hergibt. Das Quadrat zum Beispiel. Es ist vorzüglich geeignet, um z. B. Kreise oder Dreiecke jedweder Art abzulichten. Ein Quadrat strahlt Ruhe aus, da es an allen Seiten gleich lang ist. Ein Rechteck ist weitaus dynamischer. Auch hier gilt: Der Bildinhalt bestimmt das Format.
Leider können die wenigsten Kameras Bilder im Quadratformat aufnehmen (von Mittelformatkameras einmal abgesehen). Wenn du eine Spiegelreflexkamera einsetzt, nützt es also nichts: Willst du dein Motiv im Quadrat präsentieren, musst du das Foto hinterher am PC zuschneiden. Was uns zum nächsten Thema bringt. Aber zunächst noch eine kurze Zusammenfassung für „typische Formate“, die i. d. R. passen. Aber du weißt schon: Ausnahmen …
Typische Formate
- Hochformat: Porträt, Architektur (Türme)
- Querformat: Landschaft, Architektur (Häuserfronten)
- Quadrat: Formen (Kreise, Dreiecke)
Bilder zuschneiden – ja oder nein?
Ein Thema, das die Fotografenwelt spaltet.
- Ich kenne Profis, die geben keinen Millimeter ihres Bildes her. Ein Bild ist so, wie es ist, und wird nicht zugeschnitten. Basta.
- Das andere Lager beschneidet Bilder so, wie es ihm richtig erscheint. Ich gebe zu: Dazu gehöre ich.
Es ist sicher auch eine Frage des Genres, in dem ich fotografisch unterwegs bin. Studiofotografen, die Portraits und Produkte fotografieren, können auf den Zuschnitt ihrer Fotos wahrscheinlich komplett verzichten. Wie sieht es aber mit Street- oder Landschaftsfotografen aus? Da kann man nicht immer exakt wählen, was aufs Bild soll. Daher bin ich der Meinung:
Was nicht der Bildaussage dient, gehört weg.
Manchmal kann man es einfach nicht vermeiden: Eine Person, ein Ast oder ein anderes Objekt ragt am Rand ins Bild und stört. Man hat’s vielleicht (hoffentlich) schon beim Fotografieren bemerkt, aber ein anderer Bildausschnitt war einfach nicht möglich. In diesem Fall: Weg damit!


Tipp:
Mit der Schaltfläche ÜBERSICHT im Modul BIBLIOTHEK von Lightroom kannst du wunderbar Fotos vergleichen. Einfach ÜBERSICHT anklicken und dann die gewünschten Fotos mit gedrückter Taste STRG (Windows) oder CMD (Mac) auswählen. Je mehr Fotos du auswählst, desto kleiner wird die Anzeige der einzelnen Bilder. Um ein Foto aus der Anzeige wieder zu entfernen, klickst du auf das „X“ in seiner rechten unteren Ecke, das erscheint, sobald du den Mauspfeil auf das Foto bewegst. Hinweis: Damit wird das Foto nur aus der Übersicht entfernt, nicht gelöscht.
Analysiere beim Fotografieren das Sucher-/Displaybild oder später bei der Bildbearbeitung, ob störende Elemente ins Bild hineinragen. Die Ränder sind wichtig! Meist konzentriert man sich so auf das gesamte Foto, dass man die Ränder außer acht lässt.
Zuschnitt ist also gut (meiner Meinung nach), wenn man störende Bildelemente entfernt, die sich beim Fotografieren nicht vermeiden ließen. Zuschnitt sollte aber nie dazu dienen, erst am PC den richtigen Bildausschnitt zu wählen. Mache aus deinen Fotos keine Briefmarken! Ziel muss es immer sein, das bestmögliche Bild aufzunehmen. Der Rest am PC ist dann das Make-up, das aus einem guten Bild ein besseres macht.
In diesem Sinne: Gutes Gelingen und viel Freude beim Fotografieren.
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