Wer fotografieren lernen will, muss lernen zu sehen. Wir müssen genau hinschauen, um interessante Motive auszumachen. Wir müssen das Licht analysieren und wissen, wie die Kamera im Unterschied zu unseren Augen sieht. Bevor wir den Auslöser drücken
Wenn ich mit Leuten unterwegs bin, die nicht fotografieren, höre ich oft den Vorwurf “Wer immer durch die Kamera schaut, sieht doch nichts”. Was mich dann schmunzeln lässt: Zeige ich hinterher meine Fotos, kommt häufig der Satz “Das habe ich gar nicht gesehen.”
Ich bin davon überzeugt, dass wir Fotografen mehr sehen. Aber wir müssen hinschauen. Ganz genau. Dann entdecken wir die Schönheit der kleinen Dinge oder des Lichts, besondere Linien oder Strukturen. Wir entdecken Spiegelungen und Schatten. Kurz: Wir entdecken Motive, an denen andere achtlos vorbei gehen.
Über Nadar
Nadar (1820-1910), eigentlich Gaspard-Félix Tournachon, gehört zu den Fotografen, die Geschichte geschrieben haben. Seine Portraits üben auch heute noch eine unglaubliche Faszination aus. Er hatte die Pariser Bohème des 19. Jahrhunderts vor der Linse: Victor Hugo, Alexandre Dumas, Sarah Bernhardt, George Sand … Er experimentelle gerne und wollte alles ausprobieren. Ihm haben wir die ersten Luftaufnahmen von einem Heißluftballon aus zu verdanken. Und die ersten Kunstlichtaufnahmen in den Pariser Katakomben.
Félix Nadar: Porträt der Schauspielerin Sarah Bernhardt
Nadar [Public domain], via Wikimedia Commons