Mit Adobe Lightroom Fotos sichten
Wir alle fotografieren viel zu viel. Dank der digitalen Fotografie kosten viele Bilder kein zusätzliches Geld (sieht man von den Stromkosten ab).
An analoge Zeiten, in denen man für jeden Film, fürs Entwickeln des FIlms und die Abzüge der Fotos bezahlen musste, mag man heute gar nicht mehr denken. Aber wir vergessen eines: Viele Bilder fressen Zeit. Setzt man diese Zeit in Geld um, geben wir heute wahrscheinlich mehr für die Bilder aus als früher.
Das beste wäre natürlich, man würde beim Fotografieren schon eine Auswahl treffen. Damit meine ich nicht: viel fotografieren, am Display der Kamera beurteilen und schlechte Fotos gleich löschen. Damit meine ich:
WOHLÜBERLEGT FOTOGRAFIEREN
Wer braucht schon 50 Fotos vom gleichen Motiv?
Egal, wie viele Bilder wir von einem Shooting mit nach Hause bringen. Die Bilder wollen anschließend gesichtet und beurteilt werden. Lightroom bietet dafür hervorragende Funktionen:
Die guten ins Tröpfchen, …
Schon Aschenputtel wußte: „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“. Ich mache es nach dem Import der Bilder in Lightroom wie Aschenputtel und werfe beim ersten Durchgang die schlechten Fotos ins „Kröpfchen“.
Im gleichen Arbeitsgang werden die Fotos, die ich behalten möchte, bewertet und ggf. für die Weiterverwendung markiert.
Meine Bewertungskriterien
Lightroom bietet verschiedene Möglichkeiten an, damit man sich als Vielfotograf in dem Bilder-Dschungel zurecht findet. Ich stelle sie hier kurz vor und erkläre dir, wie ich sie einsetze:
- Sterne:
Damit bewerte ich die Qualität der Fotos (siehe unten). - Stichwörter:
Damit beschreibe ich den Inhalt der Fotos (mehr dazu findest du hier). - Sammlungen:
Damit gruppiere ich Fotos nach ihrem Verwendungszweck. - Farben:
Damit lege ich den Status/Verwendungszweck der Fotos fest (siehe unten). - Markierung:
Die Markierung mit einem Fähnchen verwende ich so gut wie nicht. Dennoch könnte ich mir gut ein paar Einsatzgebiete vorstellen. Beispielsweise alle Fotos markieren, die auch auf dem Tablet oder Handy zur Verfügung stehen. Oder kurzfristig markieren für die Weiterverwendung (dazu nehme ich aber lieber die Schnellsammlung).
Sternebewertung
Mit Hilfe der Sterne werden die Fotos nach ihrer Qualität bewertet. Ich finde die Bewertung von einem bis fünf Sternen, also 1 = gut, 2 = besser, 3 = noch besser ... schrecklich. Wer kann da noch unterscheiden? Stelle dir deine eigenen Regeln auf.
So gehe ich vor:
* = Dokumentation/Fremdfotos
Das sind Fotos, mit denen ich nur etwas dokumentieren möchte, z. B. Screenshots. Auch Fotos von anderen Fotografen, Muster und Texturen erhalten einen Stern.
** = Private Erinnerungen
Ich möchte meine privaten Erinnerungsfotos nicht mit den anderen Bildern mischen. Daher bekommen alle Erinnerungsfotos zwei Sterne. Das sind nur die Bilder, auf denen z. B. Familienmitglieder oder Freunde zu sehen sind. Wenn ich einen Ausflug unternehme und fotografiere die Landschaft, werden diese Fotos nicht in diese Rubrik eingeordnet.
*** = Archiv
Jedes Foto (außer die oben genannten) wird entweder gelöscht oder kommt mit drei Sternen ins Archiv. Hat ein Bild gar keinen Stern, weiß ich, dass ich es noch nicht bewertet habe.
**** = gut
Mit vier Sternen bewerte ich die guten Bilder. Das sind nicht unbedingt die Highlights, aber eben auch keine Archivfotos.
***** = Favoriten
Meine besten Bilder, also die Highlights meiner Fotosammlung.
Die Sterne lassen sich auch mit der Maus …
… oder der Tastatur vergeben:
1 = *
2 = ** usw.
0 hebt die Bewertung wieder auf.
Da alle Fotos mindestens einen Stern erhalten, lassen sich mit der Filterfunktion leicht Fotos ausfindig machen, die noch nicht bewertet wurden. Der Einfachheit halber habe ich mir eine entsprechende Smart-Sammlung angelegt, die alle Fotos ohne Stern anzeigt.
Farben
Neben den Sternen kann man Fotos auch fünf verschiedene Farben zuweisen. Ich lege damit den Status/Verwendungszweck der Fotos fest:
- ROT (6):
Ich arbeite viel in Projekten und möchte auf keinen Fall Fotos löschen, die in einem fertigen Projekt verwendet wurden. Daher bekommen alle Projektfotos eine rote Markierung, die mir sagt: STOPP! NICHT LÖSCHEN! - GELB (7):
Wie gesagt: Ich erstelle viele Projekte. Meist setze ich meine Projekte mit InDesign als Buch um. Die Auswahl der Bilder, die in ein Buch aufgenommen werden, fällt manchmal ganz schön schwer. Oft passt ein Foto zwar zu dem Projekt – aber nicht zu den anderen Bildern im Buch. Manchmal hilft nur eines: Ausprobieren.
Mit GELB markiere ich die Fotos, die ich evtl. für das Projekt vorgesehen habe. Ist das Buch fertig, ändere ich die Markierung in ROT – falls das Bild aufgenommen wurde - und entferne alle übrigen gelben Markierungen.
Damit ist die Farbe GELB dann wieder für das nächste Projekt frei. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass ich mir auch gleich einen Veröffentlichungsdienst erstellen kann, der alle „gelben“ Fotos auf die Festplatte exportiert. - GRÜN (8):
Wenn ich beim Sichten der Fotos feststelle, dass ich ein Bild später bearbeiten möchte, markiere ich es grün. Nicht immer habe ich Zeit (oder Lust), die Bildbearbeitung sofort vorzunehmen. So kann ich alle Fotos, um die ich mich später kümmern möchte, in einer Smart-Sammlung zusammenstellen und habe sie immer griffbereit. - BLAU (9):
Blaue Markierungen verwende ich nur bei großen Projekten, um die gelben Markierungen noch einmal einzugrenzen. Gelb wird dann alles, was evtl. für das Projekt in Frage kommt. Blau alles, was so gut wie sicher Aufnahme ins Projekt findet. Ist das Projekt fertig, gehe ich die blau markieren Bilder durch, markiere die im Projekt verwendeten rot und entferne von den anderen die blaue Markierung. Die Farbe ist frei für das nächste Projekt. - LILA:
Wie oben beschrieben, markie ich Fotos, die ich in Projekten verwende, mit der Farbe Rot. Das sind oft Photoshop-Dateien. Wenn ich die dazugehörenden RAW-Dateien auch rot markiere, werden in allen Sammlungen beide Bilder angezeigt. Mich interessieren dort aber nur die Fotos, die ich wirklich im Projekt verwendet habe. Also bekommen die RAW-Fotos die Farbe LILA. So weiß ich auf einen Blick: Das ist ein RAW-Bild, das ich nicht löschen darf, und dazu gibt es eine PSD-Datei, die ich in einem Projekt verwendet habe. Klingt umständlich, hat sich für mich in der Praxis aber bewährt.
Du siehst schon: Das ist meine ganz persönliche Verwendung von den Farbmarkierungen. Überlege dir, welche Zuordnung zu dir passen würde.
- Vielleicht fotografierst auch für Kunden? Dann könntest du Kundenfotos eine andere Farbe geben als deinen eigenen.
- Oder du verwendest Lightroom gemeinsam mit deinet Partnerin/deinem Partner? Dann könnte jeder seinen Fotos eine andere Farbe geben.
- Du könntest auch geschäftliche und private Fotos mit Farben kennzeichnen.
Aber Achtung: Jedem Foto kann nur eine einzige Farbe zugewiesen werden!
Wenn du mit dem Mauspfeil auf ein Farbfeld in der Werkzeugleiste gehst, wird sein Name angezeigt. Mit dem Befehl METADATEN: FARBMARKIERUNGSATZ: BEARBEITEN kannst du die angezeigten Texte ändern. Bei mir erscheint daher „NICHT LÖSCHEN“ wenn ich mit dem Mauspfeil auf das rote Farbfeld zeige.
Farben zuweisen
Die Farben können mit Mausklick auf die Farbfelder in der Werkzeugleiste …
… oder per Tastatur zugewiesen werden. In der Vollbildansicht benötigst du die Tastenkürzel! Tippe einfach die oben in Klammern angegebene Zahl ein, um eine Farbmarkierung zuzuweisen oder zu entfernen. Nur LILA hat keine Tastenfunktion.
Nun geht es los: Fotos bewerten
Ich zeige mir dazu das erste Foto im Ordner mit den frisch importierten Fotos an und stelle mit der Taste F die Vollbildanzeige an (F = Fullscreen). Übrigens: F stellt die Vollbildanzeige auch wieder aus.
Dann blättere ich mit der Cursortaste NACH RECHTS die einzelnen Bilder durch. Schlechte Fotos werden mit der Taste X zum Löschen markiert, ich vergebe die Sternebewertung und ggf. auch die Farbmarkierungen GRÜN (Bearbeiten) und GELB (Projekt).
In der Vollbildanzeige kannst du mit den o. g. Tastenkürzeln die Bewertungssterne und Farbmarkierungen vergeben. Und natürlich auch die Fotos zum Löschen markieren.
Löschen
Was nicht einmal fürs Archiv taugt, wird sofort gelöscht.
Auch das geht gut mit der Tastatur: einfach die Taste X drücken. Dabei wird das Foto zum Löschen markiert. Der eigentliche Löschvorgang erfolgt später in einem separaten Arbeitsgang. Die Taste U entfernt die Löschmarkierung.
Zum Löschen markierte Fotos löschen
Damit ich mir bei nächsten Durchgängen nicht immer wieder die zum Löschen markierten Fotos ansehen muss, lösche ich sie gleich endgültig vom Datenträger.
- Filtere alle zum Löschen markierten Fotos mit Klick auf das Symbol ABGELEHNTE FOTOS FILTERN im Bereich FILTER.
- Markiere alle Fotos mit STRG/CMD + A.
- Zeige mit der Maus auf eines der Fotos, drücke die rechte Maustaste und wähle FOTOS ENTFERNEN.
- Wähle VOM DATENTRÄGER ENTFERNEN, um die Bilder endgültig zu löschen.
ENTFERNEN würde sie nur aus der Lightroom-Datenbank entfernen, sie aber am Datenträger belassen. Aber: Was willst du mit unbrauchbaren Fotos auf deiner Festplatte? Beim nächsten Synchronisieren der Ordner würden alle zum Löschen vorgesehenen Fotos wieder in Lightroom aufgenommen.
Videokurs Lightroom
In meinem Online-Video-Kurs zu Adobe Lightroom erfährst du mehr zu Farben, zu Sammlungen und allen anderen Lightroom-Funktionen. Es ist ein Nachschlagewerk zu Lightroom, in dem du über die Lightroom-Module oder einen Index schnell die gesuchte Information findest.
Lightroom Videokurs
Hole deine Fotos aus der Versenkung: Organisation, Bearbeitung, Präsentation. Über 150 Videos helfen dir dabei.