Troubleshooting Fotografie: Wenn das Bild nicht passt
Schlechte Fotos macht jeder einmal. Das ist ganz normal. Oder glaubst du wirklich, dass Profis immer nur perfekt fotografieren? Was Profis aber mit Sicherheit können: Sie wissen, was falsch gelaufen ist. Sie wissen, wo sie ansetzen müssen, damit das Ergebnis beim nächsten Bild besser ist.
Damit hast du - noch - Probleme? Hier ein paar Tipps, die dir weiterhelfen, wenn du mit deinen Fotos nicht zufrieden bist.
Passt die technische Qualität nicht?
Das ist die erste Frage, die du dir stellen solltest. Wenn die technische Qualität nicht stimmt, kann es an folgenden Punkten liegen:
Bild unscharf
Hast du auch richtig fokussiert? Das Fokusmessfeld auf den Punkt gesetzt, der am schärfsten sein soll? Den Autofokus verwendet oder die Schärfe manuell exakt eingestellt?
Schaue dir auch die Dauer der Verschlusszeit an, mit der du das Foto aufgenommen hast. Es ist zwar kaum zu glauben, aber schon eine Sekunde Belichtungszeit ist zu lang, um ohne Stativ ein verwacklungsfreies Foto aufzunehmen.
Lösungen:
- Verwende ein Stativ,
- eine größere Blendenöffnung oder
- erhöhe den ISO-Wert.
Aber denke daran: Bei Portraits (Mensch oder Tier) hilft auch das Stativ nicht. Es nützt einfach nichts, wenn zwar die Kamera ruhig steht, aber das Modell wackelt. Wenn nicht mehr Licht zur Verfügung gestellt werden kann, hilft nur eine größere Blendenöffnung oder ein höherer ISO-Wert. Aber ein hoher ISO-Wert zieht meist eine Verschlechterung der Qualität nach sich.
Bild überbelichtet
Schaue dir auf jeden Fall immer das Histogramm und die Überbelichtungswarnung an. An welchen Stellen ist das Bild überbelichtet? Blinkt der ganze Himmel oder sind nur ein paar kleine Punkte überbelichtet?
Lösungen:
- Kontrollieren, ob die +/- Korrektur auf Null steht. Steht sie im Plus, setze die Einstellung auf Null zurück.
- Steht sie bereits auf Null, stelle sie bei Verwendung der Halbautomatiken (A/AV bzw. S/TV) ggf. auf einen Minus-Wert.
- Bei manueller Belichtungseinstellung verwende eine kleinere Blendenöffnung bzw. einen kürzeren Verschluss.
Bild unterbelichtet
Ist das Bild insgesamt zu dunkel?
Lösungen:
- Kontrolliere auch hier, ob die +/- Korrektur auf Null steht. Steht sie im Minus, setze die Einstellung auf Null zurück.
- Steht sie bereits auf Null, stelle sie bei Verwendung der Halbautomatiken (A/AV bzw. S/TV) ggf. auf einen Plus-Wert.
- Bei manueller Belichtungseinstellung verwende eine größere Blendenöffnung bzw. einen längeren Verschluss.
Bild grau oder mit Farbstich
Du hast ein weißes Objekt fotografiert, aber es ist grau? Dann musst du mehr Licht geben. Bei den Halbautomatiken (A/AV bzw. S/TV) setze die +/- Korrektur auf einen Plus-Wert. Hast du die Belichtung manuell eingestellt, vergrößere die Blendenöffnung oder stelle eine längere Verschlusszeit ein. Geht das nicht, musst du einen höheren ISO-Wert wählen oder mehr Licht geben.
Das weiße Objekt ist nicht grau sondern hat einen Farbstich? Dann stimmt der Weißabgleich nicht.
Passt der Bildaufbau nicht?
Falls die technische Qualität zwar in Ordnung ist, das Bild aber dennoch nicht deinen Erwartungen entspricht, liegt das wahrscheinlich an der Bildkomposition.
Schaue dir das Bild genau an. Was ist falsch?
Sind wichtige Bildelemente abgeschnitten?
Wenn z. B. die Füße von Personen oder die Spitze des Kirchturms abgeschnitten sind, hilft nur eines: Das Bild noch einmal aufnehmen und genau aufpassen, dass alles drauf ist.
Es ist zu viel auf dem Bild
Scanne beim Einstellen des Bildausschnitts vor allem die Ränder ab. Hier schleichen sich oft Objekte ins Bild, die man gar nicht drauf haben will. Und denke auch daran: Das Bild im Sucher entspricht meist nicht dem fertigen Bild - i. d. R. sieht man im Sucher mehr, als auf dem Bild dann wirklich drauf ist. Auch hier solltest du deine Kamera einmal testen, damit du zukünftig die Differenz zwischen Sucherbild und Foto kennst.
Konzentriere dich bei der Wahl des Bildausschnitts auf das Wesentliche. Weniger ist mehr! Man kann nicht die halbe Familie und den kompletten Eiffelturm auf ein (gutes) Bild bannen.
Das Hauptmotiv ist nicht gut platziert
Platziere das Hauptmotiv lieber im Goldenen Schnitt als in der Mitte. Aber denke daran: Auch eine solche Regel sollte ab und zu gebrochen werden. Nämlich dann, wenn es der Bildaussage dient. Mehr dazu findest du in meinem Blog-Beitrag zum Goldenen Schnitt.
Läuft der See aus?
Dann hast du die Kamera nicht gerade gehalten. Das passiert mir leider auch häufig. Eine kleine Aufsteck-Wasserwaage wirkt hier Wunder. Alternativ kann man den Horizont leicht in der Bildbearbeitung gerade ausrichten.


Die Häuser sind schief?
Stürzende Linien sind eine Plage. Hier gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, Abhilfe zu schaffen:
- Wähle einen anderen Kamerastandort. Gehe weiter weg oder fotografiere aus einem Fenster.
- Wenn du viel Architektur fotografierst, ziehe den Kauf eines sog. Tilt-/Shift-Objektivs in Erwägung. Durch Verschieben (engl.: Shift) bzw. Verschwenken (engl.: Tilt) des Linsensystems gegenüber des Sensors können mit einem solchen Objektiv stürzende Linien vermieden werden.
- Ansonsten bleibt natürlich noch die Bearbeitung des Bildes am PC, z. B. mit Adobe Lightroom oder Photoshop. Lasse in diesem Fall beim Fotografieren links und rechts ausreichend Platz, damit du das Gebäude später gerade stellen kannst.
- Oder du verwendest stürzende Linien kreativ und kippst die Kamera extrem.
Auch hier ist eine Aufsteckwasserwaage sehr nützlich.
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Passt das Licht nicht?
Der Kampf mit dem lieben Licht ist wohl der Schwerste. Wir haben es ja oft nicht in der Hand. Nur wenigen ist es gegönnt, an eine besondere Location mehrfach fahren zu können, um sie im richtigen Licht einzufangen.
Analysiere dein Foto dennoch genau. Passt das Licht nicht, weil es gerade nicht anders möglich war oder hättest du vielleicht doch eingreifen können? Zum Beispiel durch den Einsatz eines Aufhellblitzes? Oder die Wahl eines anderen Aufnahmestandorts? Manchmal hilft auch ein einfaches weißes Blatt Papier, um die vom Licht abgewandte Seite eines Objekts oder einer Person aufzuhellen. Halte das Blatt dazu so ins Licht, dass die Reflexion auf dein Motiv trifft. Du wirst erstaunt sein, welchen Unterschied das macht.
Troubleshooting Fotografie
Du siehst schon: Egal wo die Fehler liegen, es bleibt nicht aus, dass du deine Fotos genau analysierst. So lernst du am meisten und tappst beim nächsten Shooting nicht in die gleichen Fallen.
Übrigens: Auch bei der Bildbearbeitung kann man viel für zukünftige Fotoshootings lernen. Wenn du 500 Mal ein Bild gerade stellen musst, passt du das nächste Mal gleich beim Fotografieren darauf auf, die Kamera gerade zu halten.
Na ja, du kennst ja den alten Spruch: Es ist noch kein Meister …
In diesem Sinne wünsche ich dir immer gutes Licht, ansprechende Motive und viel Freude beim Fotografieren.
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