Meine foto.tipps diese Woche enthalten eine Übung zum Goldenen Schnitt. Falls dir nicht klar ist, was er bedeutet und wann er sinnvoll ist, hier ein Blogbeitrag, den ich vor langer Zeit veröffentlicht habe:

Motive platzieren: Der Goldene Schnitt

Eine wichtige Regel der Bildkomposition lautet, dass man bildwichtige Elemente im Goldenen Schnitt platzieren soll. Dem Goldenen Schnitt wird zugeschrieben, dass er für Harmonie steht. Man spricht von der „Schönheit“ oder gar „Vollkommenheit“ des Goldenen Schnitts.

Schauen wir uns den Goldenen Schnitt einmal genauer an. Was hat es damit auf sich? Und ist es immer gut, ihn zu verwenden?

Zunächst wird’s ein wenig technisch. Wir müssen klären, was der Goldene Schnitt ist:

Was der Goldene Schnitt ist

Schlagen wir doch einfach mal bei Wikipedia nach, was dort steht. Der mehrere Seiten lange Artikel beginnt mit den Worten:

„Als Goldenen Schnitt (alternative Schreibweise: goldener Schnitt; lateinisch: sectio aureaproportio divina) bezeichnet man das Teilungsverhältnis einer Strecke oder anderen Größe, bei dem das Verhältnis des Ganzen zu seinem größeren Teil (auch Major genannt) dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil (dem Minor) entspricht."

Oh weh. Geht es dir auch so wie mir? Dieser Mammutsatz macht wenig Lust aufs Weiterlesen. Ich bin Fotografin und keine Mathematikerin. Daher kämpfe ich mich nur ungern durch die ellenlangen Erklärungen und Formeln, die der Einleitung folgen (obwohl manche Passagen wirklich sehr lesenswert sind).

Der für uns Fotografen wichtige Teil ist aber ganz einfach und wirklich nicht schwer zu verstehen. Er bedeutet:

Eine Strecke wird so geteilt, dass die kleine Teilstrecke b zur größeren Teilstrecke a im gleichen Verhältnis steht wie die große Teilstrecke a zur Gesamtstrecke, also a+b.

Goldener Schnitt, foto.kunst.kultur

Umgesetzt auf unser Foto sieht das so aus:

Goldener Schnitt, foto.kunst.kultur

Die horizontalen und vertikalen Außenkanten des Rechtecks wurden nach dem Goldenen Schnitt geteilt, wodurch sich grob eine Drittelteilung jeder Strecke ergibt.

Tipp: Blende im Sucher und/oder auf dem Display die Gitternetzlinien ein. Bei den meisten Kameras teilen die das Bild mit der Drittelregel.

Damit weißt du, was der Goldene Schnitt ist. Wozu aber das Ganze?

Warum der Goldene Schnitt wichtig ist

Diesem Teilungsverhältnis wird besondere Harmonie zugesprochen. Platziere also bildwichtige Elemente auf einer der Teilungslinien oder sogar auf die Schnittpunkte, wird der Bildaufbau als harmonisch empfunden.

Warum ist das so? Wir sind umgeben vom Goldenen Schnitt. Es gibt kaum einen Bereich, in dem er nicht auftaucht, z. B.

  • Druck: Papierformate, Satzspiegel
    z. B. DIN A4
  • Bilder, Kinofilm, Breitbildfernsehen
    z. B. Kleinbildfilm
  • Architektur:
    z. B. Parthenon-Tempel Akropolis, Notre Dame Paris
  • Bildkomposition:
    z. B. Raffael, Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer
  • Musik: Intervalle, Akusitik, Instrumente
    z. B. Stradivari
  • Natur: Anordnung von Blättern,  Blütenstände, Bahnresonanzen
    z. B. Sonnenblume, Kohlarten, Kiefernnadeln, Zapfen,

Wer weitere Beispiele möchte, dem sei doch noch ein ausführlicher Blick in den  Wikipedia-Artikel empfohlen.

Vielleicht beruht die hohe ästhetische Qualität des Goldenen Schnitts ja auch auf der Tatsache, dass er mathematisch nicht bis ins letzte definierbar ist. Die Berechnung seiner Formel ergibt die unendliche Zahl 1,618…, auch die Goldene Zahl genannt.

Und was der Goldene Schnitt nicht ist

So harmonisch eine Bildaufteilung im Goldenen Schnitt auch sein mag, ein Allheilmittel für gute Fotos ist dieses Teilungsverhältnis nicht.

Ich habe in meinem Beitrag „5 schlimme Fehler beim Fotografieren – und wie du sie vermeidest“ schon darauf hingewiesen.

„Positioniere das Hauptmotiv nicht in der Bildmitte, sondern im Goldenen Schnitt (in etwa die Drittel-Regel). Das ist spannender.“

Aber nicht alle Fotos profitieren vom Goldenen Schnitt. Wenn z. B. Symmetrie dein Thema ist, kann die Mitte die richtige Wahl sein. Oder deine Bildaussage ist „Disharmonie“. Dann wäre es doch gegen die Aussage, wenn du dein Bild mit Hilfe des Goldenen Schnitts besonders harmonisch aufbauen würdest.

Vergleiche selbst. Welcher Aufteilung würdest du den Vorzug geben?

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Das Hauptmotiv im Goldenen Schnitt …

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... und in der Mitte.

Und weil es einfach perfekt zum Thema passt, zum Schluss noch ein Video vom Goldenen Schnitt, das ich schon in dem Beitrag "10 schlimme Fehler beim Fotografieren - und wie du sie vermeidest" gezeigt habe.

  • Jetzt bist du an der Reihe

Und jetzt ran an die Kamera und gleich ausprobieren. Fotografiere dasselbe Motiv im Goldenen Schnitt, mit der Drittelregel und in der Mitte platziert. Mache zur Übung ruhig ein paar mehr Aufnahmen.

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Über mich, Helga Partikel

Ich bin Fotografin aus Leidenschaft und habe mich ganz der kreativen Fotografie und der Fotokunst verschrieben. Gerne gebe ich meine Begeisterung und mein Wissen in Fotokursen und auf Fotoreisen weiter. Lass dich von mir anstecken!

  • Liebe Helga, danke für den Artikel. Ich versuche gerade rauszufinden, was man machen kann, wenn man z.B. dieses Motiv mittig vorliegen hat. Und ich komme immer wieder zum gleichen Ergebnis: quadratisch. Damit kann man das „Objekt der Begierde“, den Baum plakativ darstellen. Ist bei einem Baum vielleicht nicht immer sinnvoll, außer er hat eine besondere Form. Aber bei anderen Motiven schon. Und für mich stellt sich dann oft die Frage: was ist mit dem negativen Raum? Aber das ist von Motiv zu Motiv anders. Trotzdem: der goldene Schnitt macht bei vielen Fotografien die Spannung.
    Liebe Grüße
    Gerd

    • Danke für deinen Kommentar, lieber Gerd. Ich finde: Es kommt – wie immer – auf die Bildaussage an. Nicht jedes Motiv/jede Aussage passt für ein Quadrat. Und nicht alles ist im Goldenen Schnitt richtig platziert.

  • Liebe Helga, wieder einmal sehr interessante Tipps und Erklärungen! Deine Fotoideen sind immer sehr kreativ!

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    Das sagen Teilnehmer zu meinen Kursen

    Ich kann allen empfehlen, ... die Meisterklasse zu besuchen

    Ich habe jetzt das erste Modul der Meisterklasse absolviert und bin begeistert. Die Aufgabe „Serie in rot“ war klar definiert, aber nicht so einfach umzusetzen. Ich musste zuerst drei Ideen hierzu entwickeln, kurze Konzepte erstellen, die dann mit Helga besprochen wurden.
    Durch dieses Vorgehen habe ich - mal wieder - gesehen, wie wertvoll es doch ist, sich zuerst ein Konzept zu erstellen und erst dann ganz gezielt zu fotografieren.
    Ich kann allen, die sich fotografisch weiterentwickeln wollen, nur empfehlen, die Meisterklasse zu besuchen! Durch die individuelle Betreuung wir das fotografische Können des Einzelnen berücksichtigt.

    Conny

    Ich fühle mich gerade sehr erfüllt und bereichert

    Ich fühle mich gerade sehr erfüllt und bereichert und freue mich über die Inspiration und auch den Prozess den die letzen zwei Wochen mit diesem Thema in mir in Bewegung gebracht haben. Fotografie ist eben auch persönliche Entwicklungsarbeit. Eine schöne Arbeit.

    Ulrike K.

    Es ist keine Landschaft der großen "Aaahs und Ooohs" auf den ersten Blick (wie etwa die Südoststeiermark oder das steirische Ennstal), das Pichlschloss bei Neumarkt liegt scheinbar abseits des Geschehens und der touristischen Highlights und eröffnet doch den Weg zu unzähligen landschaftlich und kulturellen Kostbarkeiten, allesamt äußerst fotogen, versteckt und oft nicht auf den ersten Blick zu würdigen. Ein echter Gewinn, diese Landschaft am Fuße des Zirbitzkogels und am Übergang zu Kärnten kennengelernt zu haben (und gerne dorthin auch wieder zu kommen). Das herrliche, warme Wetter tat sein Übriges dazu, diese Woche zu einem Highlight werden zu lassen.
    Der Kurs "Farbe" war natürlich das gestaltende Merkmal dieser Woche, in unseren Arbeiten ging es dann meist um Farbharmonie. War es anfangs noch mühsam, sich an das selbst gestellte Thema zu halten, wurde die Fokussierung dann aber zur Bereicherung und brachte uns dazu, anders und genauer hinzuschauen. Das Fotografieren war das eine, das andere wesentliche Teil waren aber die Bildbesprechungen. Helgas unbestechlicher Blick ("Der Fleck muss weg"), ihre konstruktive Kritik und ihr Humor lassen einen jedoch nie als Verliererin zurück, auch wenn man einmal arg daneben liegt. Danke dafür!
    Jeder Abend fand seinen anregenden Ausklang im Roten Salon bei rotem Schilcher, Schilchersturm oder Gemischtem Satz und ausführlichen Gesprächen. Am Ende mussten immer seeehr viele Gläser weggeräumt werden.
    Es war wieder einmal eine optimale Woche: Ich habe viel gelernt und Spaß dabei gehabt. Es möge noch viele solche Zeiten geben!

    Eva ... "Farbe", Fotowoche im Pichlschloss
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