In dieser Reihe in meinem foto.blog stelle ich Kursteilnehmer vor. Heute habe ich ein Interview mit Gabi Steiner geführt. Sie hat schon einige meiner Fotokurse besucht, war mit in der Steiermark und hat im Juni 2023 mit der Meisterklasse kreative Fotografie begonnen. Ich freue mich sehr über unser Interview, liebe Gabi. Es ist schon das zweite in diesem foto.blog. 2018 haben wir eines zum Themenkurs geführt. Zum Interview 2018

Gabi Steiner, foto.kunst.kultur

Steckbrief in Stichpunkten

  • Gabi Steiner
  • Beruf: Selbstständig
  • Wohnort: Vorarlberg/Österreich
  • Besuchte Kurse bei foto.kunst.kultur:
    Grundlagen, Bildkomposition, Wabi Sabi, S/W Steiermark, Lightroom, Photoshop, Fotoprojekt „Weniger ist mehr“
  • Lieblingszitat:
    Bei großartiger Fotografie geht es um Gefühlstiefe, nicht um Schärfentiefe. Peter Adams

Wo würdest du dich in der Fotografie einstufen? 

Da mich mein Leben in den letzten Jahren eisern im Griff hatte, habe ich über drei Jahre kaum bis gar nicht fotografiert. Auf meiner Reise vor ein paar Wochen bin ich wieder so richtig durchgestartet, wenn schon die ersten Tage an eine mittlere Katastrophe grenzten.

Statt in RAW habe ich unwissentlich in JPG fotografiert, die Bilder verwackelt, weil mich eine falsche Kameraeinstellung dermaßen aus dem Konzept gebracht hatte, und zu guter Letzt hatte ich auf etlichen Fotos den Leuten auch noch die Füße abgeschnitten.

Ich war echt unzufrieden mit mir selbst und tadelte mich: “Mensch Gabi, streng dich ein bisschen mehr an, du fotografierst ja schlechter als jeder Anfänger!“ Nach zwei Wochen intensiven Training wurde ich routinierter.

Was fotografierst du am liebsten? Welche Art von Fotografie? Welches Genre?

Ich fotografiere alles gerne, was ich aus meiner Sicht als schön empfinde. Wenn ich auf Reisen bin, liebe ich es mit meiner Kamera auf der Suche nach besonderen Momentaufnahmen durch die Gegend zu streifen. Die Streetphotography ist äußerst spannend, aber auch schöne Porträtaufnahmen sind einfach fantastisch.

Wenn ich mich allerdings auf ein Genre fixieren muss, dann ist es die Landschaftsfotografie. Ich bin gerne und viel zu Fuß mit meinem Hund in der Natur unterwegs und mich faszinieren Lichtstimmungen.

Du bist viel auf Reisen und erstellst aus deinen Erlebnissen Fotoprojekte. Was reizt dich daran besonders?

Während meiner Reisen stehe ich sehr früh auf, um das erste Licht zu nützen und unternehme den ganzen Tag bis zum Sonnenuntergang enorm viel. Nach zwei Wochen sammeln sich viele Eindrücke und Erlebnisse an, dass es oftmals schwer ist, alles richtig zu realisieren. Wieder zuhause kann ich dann mit Hilfe meiner Fotos die Reise nochmals erleben. 

Genauso gerne wie ich fotografiere, arbeite ich auch mit meinen Bildern. Also bietet es sich für mich an, aus der Reise ein Fotoprojekt zu machen. Es ist zudem eine gute Möglichkeit meine Reiseeindrücke herzuzeigen.

Du hast einmal zu mir gesagt: „Man zeigt keine einzelnen Fotos her, sondern macht es präsentabel.“

Wohin hat dich deine letzte Reise geführt und was waren deine Eindrücke?

Ich war auf den Kapverden und habe drei der nördlichen Inseln bereist, die touristisch noch weniger erschlossen sind. Alle drei waren sehr unterschiedlich, und jede Insel bezaubert mit ihrem eigenen Charakter.

  • Auf San Vicente lebt die Musik und Kultur,
  • Santo Antao ist das reinste Gebirgsszenario mit einer überladenen, jedoch faszinierenden Natur wie ich es noch nie gesehen habe, und
  • Boa Vista besticht mit kilometerlangen, menschenleeren, weißen Sandstränden und türkisfarbenem Meer. 

Fotografisch gesehen, war die Landschaftsfotografie wegen der üppigen Natur, dem Dunst bzw. der Gischt eine richtige Herausforderung. Ich fühlte mich regelrecht überfordert und stellte mir die Frage: „Wie macht man in einer Landschaft, an der man sich nicht sattsehen kann, aussagekräftige und beeindruckende Fotos?“ Bis mir klar wurde, dass ich die Regeln der Bildkomposition hier ganz genau anwenden musste. Also suchte ich, wie schon vor langer Zeit bei dir gelernt, ganz gezielt nach Linien, Punkten, S-Kurven, Rhythmen etc.

Wieder retour bin ich nicht nur begeistert von diesen Inseln, sondern auch von meinen Fotos. Ohne die Regeln der Bildkomposition gekannt zu haben, wäre meine Fotoausbeute äußerst mager ausgefallen, und wir würden dieses Interview gewiss nicht führen. Eine Erkenntnis, die mir mit dieser Herausforderung erst so richtig bewusst geworden ist.

Was bedeutet dir die Fotografie?

Es ist nicht nur mein Hobby, sondern meine Leidenschaft. Wenn ich mit meiner Kamera unterwegs bin, bin ich so konzentriert und fokussiert, dass ich alles um mich herum vergesse und jegliches Zeitgefühl verliere. Ich kann mich auch himmlisch an einem gut gelungenen Foto erfreuen. Um es auf den Punkt zu bringen, würde ich es folgendermaßen formulieren:

„Die Fotografie macht mich glücklich und ist Balsam für meine Seele.“

Wie bzw. wo präsentierst du deine Fotos?

Auf meiner Website, wo ich meine neuesten Fotos und Projekte einstelle.

Während meiner Reisen lasse ich meinen „Fan-Club“ täglich mit aktuellen Bildern in meinem WhatsApp-Status teilhaben, und die vielen Rückmeldungen sind sehr erfreulich. Sie bedanken sich, dass ich sie visuell mitreisen durften, dass ich ihren Alltag verschönert hätte, oder dass sie kaum den nächsten Morgen erwarten konnten, um meine neuen Eindrücke zu sehen.

Ich gestalte mit meinen Fotos von den jeweiligen Reisen Kalender, die unsere Kunden und auch meine Freunde als Weihnachtsgeschenk erhalten. Das mache ich jetzt auch schon seit einigen Jahren und wird sehr geschätzt. Ein neuer Kalender wird jährlich erwartet, denn schließlich ist der Nagel dafür schon in der Wand.

Was ist dein Ziel in der Fotografie? Was möchtest du gerne erreichen?

Als ich meiner Nichte mein neues Projekt „Kapverden – die Inselperlen im Atlantik“ gezeigt habe, hat sie einen langen Moment ganz in Gedanken versunken auf das Titelbild gestarrt. Erst als sie gemerkt hat, dass ich sie beobachte, hat sie den Blick vom Foto gelöst und gemeint: „Das ist aber eine schöne Insel.“ Wenn ich es also schaffe, dass ein 16-jähriges Mädchen innehält, um mein Foto ganz genau zu betrachten, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Ich möchte Fotos oder auch Projekte machen, die so fesselnd sind, dass ich die volle Aufmerksamkeit des Betrachters habe. So wie es schon Henri Cartier-Bresson ausgedrückt hat:

„Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“

Welcher Fotograf/welche Fotografin begeistert dich besonders und warum?

Da zwei meiner liebsten Hobbies Reisen und Fotografieren sind, ist das logischerweise Steve McCurry. Mich begeistern seine Fotos nicht nur wegen seiner Farben, sondern ich empfinde sie als sehr aussagekräftig und inhaltsreich.

Im August 2018 bin ich extra auf eine Fotoausstellung von ihm nach Deutschland gefahren. Seine farbenfrohen Myanmar-Fotos haben es mir besonders angetan. Als ich die Ausstellung verließ, wünschte ich mir, dass ich da auch einmal zum Fotografieren hinreise. Und der Wunsch ging schneller in Erfüllung, als ich es erwartet hatte. Im November 2018 bereiste ich bereits Myanmar, und es war eine fantastische Fotoreise.

Welches Fotobuch würdest du den Lesern dieses Artikels empfehlen?

"Mutter Erde" von Marsel van Oosten. Ein wunderbarer Bildband, in dem er auf die Schönheit, Vielfalt und Verletzlichkeit unserer Erde hinweist und natürlich auch anregt diese zu schützen.

Projekte von Gabi

Von einigen ihrer Reisen hat Gabi Web-Präsentationen mit Adobe Express erstellt. Außerdem hat sie sich ein ganz besonderes Fotomodell gesucht: ihre Hündin Finja. Setz dich gemütlich hin und genieße!

Gabi Steiner, Finja, foto-kunst-kultur
NAMIBIA
Kapverden

Ganz herzlichen Dank, liebe Gabi! Ich freue mich sehr darüber, dass du nun in der Meisterklasse Kreative Fotografie bist und wir zukünftig noch mehr von deinen wunderbaren Bildern sehen werden.

Kursteilnehmer stellen sich vor: Gabi Steiner | erstellt am: 28.06.23 | überarbeitet am: 27.08.24

Über mich, Helga Partikel

Ich bin Fotografin aus Leidenschaft und habe mich ganz der kreativen Fotografie und der Fotokunst verschrieben. Gerne gebe ich meine Begeisterung und mein Wissen in Fotokursen und auf Fotoreisen weiter. Lass dich von mir anstecken!

  • Gabi Steiner..
    Namibia habe ich schon dreimal angeschaut.
    Myanmar……ich bin zu tiefst beeindruckt von der kraft der Bilder.
    Mit dem Apparat auf die Strasse zu Gehen ist schon eine Aufgabe, aber dann diese Reisen zu unternehmen, und diese Orte zu finden meine Hochachtung.
    Weiter so Uwe

  • Wow! Wow! Wow!

    Diese Farben, die Bildgestaltung, die Texte, die Aufteilung – ich bin total geflasht! Was kann man da noch mehr dazu sagen!
    Es ist vielleicht zu erahnen – ich bin total begeistert!

    Marianne

    • Lieben Dank, Marianne. Ich bin ebenfalls begeistert und zwar von deinem Kommentar! 🤩

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    Das sagen Teilnehmer zu meinen Kursen

    Ein tolles Erlebnis

    Ein tolles Erlebnis

    Die Reise in die Steiermark war wie letztes Jahr ein tolles Erlebnis. Regen, Sonne, wunderbare Unterkunft im Pichlschloss, liebenswerte Betreuung des gesamten Personals, guter Rotwein in der Bar am Abend bei interessanten Diskussionen und Fragen zum Projekt. Der Regentag war wie geschaffen, ein Gerüst für das fotografische Projekt zu einem literarischen Text zu erarbeiten. Es erfüllt einen mit einem gewissen Stolz an einer klar definierten Vorgabe zu bleiben. Für die viele Kraft und Geduld von Helga sage ich herzlichen Dank.

    Gesine

    Ich bin infiziert von diesen Gedanken

    Das Thema war für mich neu. Ich versuche mich hinein zu denken. Es berührt Körper und Seele. Den Weg, "Die Schönheit und Kraft des Einfachen" zu suchen und zu finden, macht für mich in dieser schwierigen Zeit sehr viel Sinn. Vielen Dank für Deine Starthilfe und die guten Beurteilungen und Ratschläge. Die Runde der Teilnehmer empfand ich "klangvoll", "liebevoll" und effektiv. Ich glaube auch, dass die entstandenen Fotos diese Harmonie zeigen. Ich bin infiziert von diesen Gedanken. Danke, danke!!!!

    Gesine

    Wir haben uns sicher nicht zum letzten Mal gesehen.

    Der SW-Kurs auf dem Egglhof als Präsenzveranstaltung war für mich ein wirkliches Highlight. Nicht nur weil die besondere Atmosphäre des Hofes alle Sinne (auch die leiblichen) beflügelt sondern auch den kreativen Rahmen eines wohlwollenden Interesses bietet, in dem die Bildbesprechungen abgehalten werden. Die Besprechungen der eigenen Bilder sowie die der anderen Teilnehmer sind sowieso die Höhepunktes eines jeden Seminars.
    Vielen Dank Helga für deine engagierte Art, die knallharte (konstruktive) Kritik und die netten Gespräche nebenbei. Wir haben uns sicher nicht zum letzten Mal gesehen.

    Uli
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