Wer sich für große Fotokunst interessiert, kommt an einem Namen nicht vorbei:
Cindy Sherman
Eine Fotografin, die in keine Genre-Schublade passt. Alle ihre Bilder zeigen nur sie selbst - und doch sind es keine Selbstportraits. Im klassischen Sinne sind sie es natürlich schon, aber Cindy Sherman zeigt nicht sich selbst, gibt nichts von ihrer eigenen Person preis. Sie schlüpft in die Rollen von Frauen und Männern (ja! auch von Männern) verschiedener Hautfarbe, sozialer Herkunft und unterschiedlichen Alters.

Sie mokiert sich in ihren Bildern über gängige Schönheitsideale, setzt sich mit klassischen Rollenbildern auseinander und stellt Idealbilder infrage. Ihre Bilder provozieren und thematisieren die Ecken und Kanten unserer Gesellschaft - meist mit einem Augenzwinkern und oft mehr als grotesk.
Mir erscheint es langweilig, die typische Vorstellung von Schönheit zu verfolgen, weil es der einfachste und offensichtlichste Weg ist, die Welt zu betrachten. Die wahre Herausforderung ist es, einen Blick auf die andere Seite zu werfen. | Cindy Sherman*
Eine wesentliche Rolle in Cindy Shermans Werk spielt die Mode. Die Fotografin hinterfragt die Modewelt und karikiert sie. Ihre Bilder sind Parodien zu klassischen Modefotografieren.
Modebilder werden zum Ausgangspunkt für Shermans Auseinandersetzung mit der Konstruktion und Verbreitung von Stereotypen und gesellschaftlichen Codes sowie mit Aspekten von Identität, Gender, Alter und Geschlecht.*
Man könnte meinen, dass die Modewelt Cindy Shermans Fotos ablehnt. Weit gefehlt. Renommierte Magazine zeigten Fotostrecken und setzen ihre Bilder aufs Cover.
Neben den Aufträgen von High-End-Modegeschäften (...) und Modehäusern (...) suchen Modezeitschriften die Kooperation (...), und manchmal geht auch das eine in das andere über. Kommerzielle Werbekampagnen wie die für Comme des Garçons (1994) und für Make-Up von MAC, 2011, entstehen.*
Derzeit präsentiert die Staatsgalerie Stuttgart in einer umfangreichen Ausstellung Cindy Shermans Werk und geht damit einen neuen Weg: Sie zeigt die Bilder aus der Perspektive der Mode.
Cindy Sherman. Anti Fashion
bis 10.9.2023
Staatsgalerie Stuttgart
Eine Kooperation mit Cindy Shermans Studio in New York und ihrer Galerie Hauser & Wirth. Nach Stuttgart wird die Ausstellung in den Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg und dem FOMU – Fotomuseum Antwerpen zu sehen sein.
Film zur Ausstellung
Katalog zur Ausstellung
Wem die Anreise nach Stuttgart, Hamburg oder Amsterdam zu weit ist, dem sei der Katalog empfohlen, der zur Ausstellung erschienen ist.

Cindy Sherman. Anti-Fashion
Alessandra Nappo; Hanne Loreck; Katharina Massing
Herausgeber: Staatsgalerie Stuttgart; Alessandra Nappo
168 Seiten, 130 farbige Abb.
In deutscher und englischer Sprache
ISBN 978-3-95498-740-5
Erschienen im Sandstein-Verlag
* Auszug aus dem zur Ausstellung erschienenen Katalog.
Mehr zu Cindy Sherman erfährst du in einem Artikel, den ich anlässlich einer Ausstellung in München geschrieben habe. Zum Artikel
Vielen Dank liebe Helga für deine inspirierenden Meinungen und nützlichen Tipps!
Auch mir gefällt Cindy Sherman sehr und dank deiner Information habe ich tatsächlich vor, nach Stuttgart zu fahren, um ihre Fotos im Großformat zu sehen.
Ich gratuliere dir und bedanke mich sehr für deine Motivation, uns jede Woche etwas Interessantes per E-Mail zu schicken.
Herzlicher Gruß.
Claudio
Danke, lieber Claudio. Das freut mich sehr. Schon jetzt eine gute Reise nach Stuttgart! Berichtest du uns, wie dir die Ausstellung gefallen hat?