Der maschinelle Apparat hat keine andere Bedeutung für den Lichtbildner als etwa der Pinsel für den Maler. | Heinrich Kühn
Heinrich Kühn
In meinen Fotokursen Malen mit der Kamera stelle ich immer wieder Heinrich Kühn (1866-1944) vor. Es wird Zeit, sich näher mit ihm zu befassen.
Heinrich Kühn war seiner Zeit weit voraus. Zu einer Epoche, als in professionellen Fotostudios nach standardisierten Mustern gearbeitet wurde, suchte Kühn nach neuen Ausdrucksformen. Er wollte sich von der Massenware abgrenzen und mit der Kamera Bilder schaffen, die den Stil der damaligen Kunstströmungen - Impressionismus, Symbolismus und Jugendstil - widerspiegelten.
Heinrich Kühn: Selbstportrait,
Autochrome, 1907,
Wikimedia Commons
Bevor er sich ganz der Fotografie verschrieb, studiere Kühn Medizin und Naturwissenschaften. Geprägt durch diesen wissenschaftlichen Hintergrund experimentierte er viel mit fotografischen Verfahren und Techniken. Er perfektionierte den sog. Gummidruck, der für seinen piktorialistischen Stil entscheidend war.
Der Laie glaubt immer, daß es sich bei der Photographie doch unter allen Umständen um etwas Maschinelles handeln müsse ... Würde er mit dem Wesen und der Technik der bildmäßigen Photographie enger vertraut sein, so möchte seine Annahme ganz wesentlich modifiziert, schließlich vielleicht radikal geändert werden. | Heinrich Kühn
Kühns Arbeiten zeichnen sich durch Unschärfe, Hell-Dunkel-Abstufungen, weiche Übergänge und eine gewisse Grobkörnigkeit aus. Diese Eigenschaften sorgten für einen malerischen Aspekt und machten seine Bilder sowohl in Fachkreisen als auch bei einem breiten Publikum bekannt.
Heinrich Kühn: Hans und Edeltrude,
um 1910/11, Gummidruck auf Papier,
Wikimedia Commons
Unter Photographie versteht man eine in lückenlos ineinanderfließenden Tönen ausgedrückte bildliche Darstellung, hervorgerufen oder vermittelt durch die Wirkungen des Lichts. | Heinrich Kühn
Kühn war Mitglied der Wiener Secession und des Wiener Kamera-Clubs, zwei Institutionen, die die piktorialistische Fotografie förderten und sich für die Anerkennung der Fotografie als Kunstform einsetzten.
Obwohl er sich später von seinem malerischen Stil distanzierte und die Realität in seinen Bildern unverfälscht darstellte, bleibt Heinrich Kühn eine zentrale Persönlichkeit in der Geschichte der Fotografie. Er trug erheblich dazu bei, dass die Fotografie als Kunstforum anerkannt wurde. Mit seiner Arbeit hat er die Grenzen der Fotografie erweitert und gezeigt, dass sie weit mehr sein kann, als ein Mittel zur Dokumentation.
Videos über Heinrich Kühn
The Art of Photography: Heinrich Kühn (engl.)
Das bedrohte Paradies
Kurzvorstellung des Films "Das bedrohte Paradies" von Markus Heltschl über Heinrich Kühn:
foto.tipp fürs Wochenende
Die Bilder von Heinrich Kühn waren auch Thema einer meiner foto.tipps fürs Wochenende. Du kennst die foto.tipps nicht? Das solltest du unbedingt ändern:
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Servus Helga, vielen Dank für deinen inspirierenden Blogbeitrag über Heinrich Kühn! Ich lese die Foto.Tipps immer gerne – diesmal war ich vom Thema und den Fotos von Heinrich Kühn aber sofort gefesselt. Das im Video vorgestellte Buch „The Perfect Photograph“ habe ich mir im Anschluss gleich bestellt. Noch einmal: Vielen, vielen Dank dafür!
Das freut mich sehr, lieber Norbert. Mit dem Buch hast du Glück. Es gibt nur noch wenige, sehr teure Exemplare.
Viel Freude damit!